Directly jump to the content and enable reader mode
Artikelbild

have read aloud


Reading time: about 3 min Print version

Blitz als Bewegungs-Einfrierer

Manchmal möchte man sehr schnelle Bewegungen einfrieren und deswegen die Belichtungszeit möglichst kurz machen.

Dummerweise gibt es ein Problem bei schnellen Bewegungen, besonders bei horizontalen. Im Filmbereich nennt man das den Rolling-Shutter-Effekt.
Der tritt aber auch bei Standbildern auf.

Der Rolling-Shutter-Effekt

Dazu muss man nochmal ein wenig in die Technik ausholen. Die Belichtung bei Kameras erfolgt oft durch zwei mechanischen Vorhänge. Analog zu den Vorhängen am Fenster.

Der erste Vorhang überdeckt hier das ganze Bild, der zweite Vorhang "wartet" ausserhalb des Bildes. Jetzt öffnet der erste Vorhang. Aufgrund von mechanischen Aufwand und der Physik kann dieser nur mit einer bestimmten maximalen Geschwindigkeit öffnen. Häufig passiert die von unten nach oben. Sobald nur der erste Vorhang sich öffnet, verschliesst der zweite Vorhang eine gewisse Zeit später das Bild.

Diese Verzögerung entspricht der Belichtungszeit. Da beide Vorhänge gleich schnell sind, merkt man diesen öffnen und schließen im fertigen Bild meistens nicht.
Je nach Kamera sind übrigens bei Belichtungszeiten länger als 1/200s oder 1/250s (einfach mal in die Anleitung schauen) beide Vorhänge offen. Das ist die Blitz.Synchronzeit (später mehr).
Bei kürzen Belichtungszeiten fängt der zweite Vorhang an, sich zu schließen, bevor der erste Vorhang ganz offen ist. Es wird immer nur ein Schlitz belichtet. Je kürzer die Belichtungszeit, desto kleiner der Schlitz.

Wir nehmen als von unten nach oben das Bild leicht zeitversetzt auf. Bei sehr schnellen Bewegungen hat sich aber das Objekt schon weiterbewegt. Dadurch wird das Objekt scheinbar verzerrt.

Hier ein Beispiel:
Die Gitarrensaite links aussen wurde angeschlagen, es scheint so, als würde sich diese wie eine Schlange verwinden. Tut sie aber nicht. Das ist der obige Effekt in Aktion.

 


ISO 6400 F2,8 1/1000s 35mm Objektiv

ISO 100 F2,8 1/200s 35mm Objektiv mit Blitz

Bei dem rechten Bild sieht man noch die Bewegungsunschärfe durch die "lange" Belichtungszeit und zusätzlich nochmal die Saite eingefroren. Hier kann man auch erkennen, dass die Saite eben nicht wie eine Schlange schwingt, sondern als ganzes links und recht schwingt.

Diese Art von Doppelbelichtung kann man nun auch kreative nutzen.

 

Einsatz zum Bewegungseinfrieren

Idealerweise sollte diese Doppelbelichtung vermieden werden, indem man die Einstellungen so trifft, dass ohne Blitz ein schwarzes Bild entsteht und der Blitz die Hauptlichtquelle darstellt.

Das wird z.B. bei der Tropfenfotografie gemacht:

ISO 100 55mm Objektiv F22 1/2s Belichtungszeit, eingefroren durch Blitz
Mehr dazu in einem späteren Tutorial.

 

Bewegungseffekte durch Doppelbelichtung durch Umgebung und Blitz

Man kann oben genannte Doppelblichtung auch kreativ einsetzen. Hierbei gibt es dann 2 Möglichkeiten. Der Blitz wird am Anfang der Belichtung ausgelöst oder am Ende. Die Unterschiede lassen sich am besten an einem Beispiel zeigen:

Auslösung bei öffnen der Vorhangs (1. Vorhang)

Auslösung bei schließen des 2. Vorhangs

Beim ersten Bild wurde der Blitz ausgelöst, sobald der erste Vorhang komplett offen war. Das ist normalerweise die Standard-Einstellung. Beim 2. Bild wurde der Blitz ausgelöst, direkt bevor der 2. Vorhang anfängt sich zu schließen. Durch die lange Belichtungszeit von 1/4s bei beiden Bildern, ergibt sich die Bewegungsspur der weißen Kugel. Der Blitzzeitpunkt entscheidet nun, ob zuerst die unscharfe Spur gezeichnet wird und dann die "scharfe" Momentaufnahme. Beim ersten Bild wirkt es unnatürlich, da es für die meisten Betrachter aussieht als würde die Kugel wegrollen, da wir es gewohnt sind, die Spur dahinter zu sehen. Warum dann bei den meisten Kameras das die Werkseinstellung ist, würde mich auch interessieren.

 

Mit dem oben gelernten Wissen, ist hoffentlich klar, wie die Bilder entstanden sind:

 

 

0 comments
Report article

Our algorithm thinks, these articles are relevant: