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Das Bild fängt den zauberhaften Beginn ihrer Reise in die magische Welt von Winterbrück ein, wo Tom, Lino und Klara von der winterlichen Pracht und den leuchtenden Eiskristallen unter einem sternklaren Nachthimmel umgeben sind.

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Winterbrück

Author: Martin Krefta und Tom Nentwich

Einleitung

An einem lauwarmen Sommerabend saßen Tom und sein Freund Lino in einem Sandkasten direkt vor Tom’s Wohnung und bauten an einer großen Sandburg. Diese Burg sollte war so hoch wie der Kölner Dom und so breit wie der Strand von Usedom werden. Jedoch waren die jungen Architekten noch nicht so weit.

„Tom, wie findest du das Burgtor?“, fragte ihn sein Freund und vergrößerte noch etwas den Graben, um den künftigen Feinden möglichst wenig
Angriffsfläche zu bieten. Tom erwiderte nicht. Er konzentrierte sich weiter am Bau des Pferdestalls im Inneren der Burg.

Tom’s Mutter Frau Kellermann blickte aus dem Fenster der Wohnung und lächelte. Auch sie hatte als Kind mit einigen Freunden eine Sandburg gebaut. Sie musste sich aber eingestehen, dass die Burg vor Ihrem Haus höher und vor allem breiter wurde. Plötzlich stand ein Mädchen vor den beiden Jungen und betrachtete die Burg mit funkelnden Augen. „Wo ist denn der Schnee, der Schneemann und der Tannenbaum?“, fragte sie verwundert. Lino hob langsam den Kopf und lachte. Er lachte so laut, dass Frau Kellermann besorgt das Küchenfenster aufriss und rief: „Was ist passiert? Soll ich deine Mama im Krankenhaus anrufen?“ Nachdem Lino immer noch lachte, antwortete ihr Tom: „Es ist alles in Ordnung,
Mama. Lino lacht nur über einen Scherz, den das fremde Mädchen gemacht hat.“ Frau Kellermann, schüttelte den Kopf und murmelte: „Verrückt, ich hatte es schon immer geahnt. Lino ist verrückt.“. Dann zog sie sich wieder zurück und schloss das Fenster wieder.

Lino hatte sich inzwischen beruhigt und starrte das Mädchen an, als wäre es ein Wesen aus einer anderen Galaxie. „Ehmm… Du weißt aber schon, dass es Sommer ist, oder?“, sagte Tom zu ihr. Das Mädchen begann zu grinsen. „Warum grinst du so? Und was willst du von uns?“, fragte nun Lino verwirrt. Nachdem sie nicht gleich antwortete, zuckte er mit den Schultern und setzte neben den Eingang der Burg einen Stein, der einen Wächter darstellen sollte.

„Euch helfen. Euch helfen und die Jahreszeit, den Winter, herbeibauen“, erwiderte sie mit ernster Stimme. Die beiden Jungs verdrehten die Augen. „Und wie soll das gehen? Du bist doch keine Zauberin, oder sehe ich das falsch?“, fragte Lino skeptisch und musste sich anstrengen, um ihr nicht die Zunge herauszustrecken. „Warte einfach ab“, erwiderte das Mädchen gelassen. Kurz darauf saßen alle drei Kinder auf dem Rand des Sandkastens. „Wie heißt du eigentlich?“, wollte Tom wissen und auch Lino schaute sie fragend an. „Ihr könnt mich Klara nennen“, antwortete sie mit einem leichten Funkeln in den Augen. Tom zeigte auf Lino und meinte: „Das ist Lino. Und mein Name ist Tom“. Er lächelte das Mädchen verträumt an und sie lächelte zurück. Lino bemerkte es und verdrehte die Augen als er fragte: „Und jetzt?“ „Geduld!“, antwortete Klara. Sie stand auf, nahm einen Ast vom Boden und wedelte ihn durch die Luft, als wäre er ein Zauberstab. „Wir sind nicht bei Harry Potter. Also bitte, was… machst… du… da…?“, fragte Lino ungehalten. „Oh… Krass… Mega…“, stammelte Tom mit großen Augen.

„Ich präsentiere euch, Schloss Winterbrück.“ sagte sie. „Tretet näher, ihr braucht keine Angst zu haben.“ Tom und Lino waren so erstaunt, dass sie nicht reagierten. Klara zeigte mit dem Zauberstab zuerst auf Lino, dann auf Tom und zuletzt auf sich selbst. Plötzlich waren sie alle drei von dichtem Nebel eingehüllt und verkleinert. Wo waren sie gelandet?

Die andere Welt

Schon am Vorplatz trafen sie auf die erste Überraschung. Der Weg, auf dem sie standen, bestand aus vielen bunten Eiskristallen, aus denen sich bei näherer Betrachtung ein Muster formte. Neben der prachtvollen Straße standen und saßen viele Menschen. Sie spielten Musik, sangen, klatschten und tanzten. Tom lief gleich zu Kindern, die Figuren aus Schnee bauten. Klara beugte sich zu Lino herüber und sagte leise: „Schau mal, da drüben, da sind Tannenbäume.“ Lino wandte seinen Kopf nach links. Neben einem großen Weihnachtsmann sah er eine Gruppe von Nadelbäumen. Er wollte losstürmen, aber Klara hielt ihn am Arm fest. „Warte gefälligst auf deinen Freund!“, zischte sie ihm zu. Er musste an eine Schlange denken, als er ihre Stimme hörte. Er nickte eifrig und die beiden warteten auf Tom. Als er kam sagte er: „Geht schon einmal vor. Ich komme dann nach. Ihr könntet ja zu dem Verkaufsstand mit den Tannenbäumen gehen. Ich weiß ja, wie sehr Mädchen Tannenbäume mögen. Vor allem dann, wenn sie geschmückt sind. Und ich meine gesehen zu haben, dass sie prächtig ausgesehen haben.“ Bevor einer der beiden etwas erwidern konnte, war Tom auch schon wieder hinüber zu den Figuren aus Schnee gelaufen. „Dann mal los Lino“, sagte Klara und winkte einem Mann, der einen mit großen und kleinen Päckchen beladenen Schlitten hinter sich herzog, zu. Sie gingen langsam zum Tannenbaumstand, um sich das Wunder anzusehen. Am Stand angekommen, war es diesmal Lino, der den Mund vor Staunen nicht mehr zubekam. „Mund zu. Das ist unhöflich.“, sagte Klara. „Oder haben dir deine Eltern keine Manieren beigebracht?“ Lino funkelte sie böse an, schloss dann aber seinen Mund. Die Bäume blinkten und blitzten in allen Farben. Er entdeckte sogar Muster und Formen in dem Farbenspiel. „Einen weihnachtlichen Winterstiel für euch, meine lieben Kinder?“, fragte ein dicker, alter Mann mit grauem Haar, der plötzlich wie durch Zauberhand hinter den beiden aufgetaucht war. „Ehmm, was…?“, fragte Lino und Klara trat ihm auf den Fuß. Sie antwortete zu dem Mann: „Sehr gerne nehmen wir einen Winterstiel, vielen Dank.“ Der Mann lächelte und gab ihnen das Eis.

„Was sollte das gerade?“, fragte Lino, „mein Fuß hat auch Gefühle.“ „Das tut mir aber jetzt leid.« sagte Klara. »Warum hatte ich wohl deinen Fuß berührt?“ Lino schaute sie grimmig an und erwiderte: „Also erstens, bist du mit deinem ganzen Gewicht auf meinen Fuß getreten. Und zweitens, weiß ich nicht, warum.“ Sie murmelte „Ach, diese Jungs, sind alle gleich“ und ging davon. Lino ließ sich auf einer Steinbank nieder, schleckte hin und wieder an seinem Eis und dachte über das Warum nach.

Tom

Tom stand vor einer Figur und dachte über eine Frage des kleinen Max nach, die er ihm vor wenigen Minuten gestellt hatte. Der Junge hatte ihn doch tatsächlich gefragt, ob er denn öfter hier in Winterbrück sei. So als wäre es ganz normal, zu schrumpfen und sich in einer anderen Welt wieder zu finden. Vielleicht wäre das ja für Lino normal. Sein Freund hatte ja sowieso nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Tom, könntest du mir mal bitte den Tannenzweig reichen. Ich benötige die Nadeln, um dem Igel sein passendes Aussehen zugeben.“ Sagte Max zu ihm. Er hielt Max den Ast entgegen und der rupfte die Nadeln vom Ast. Tom schaute wieder nach vorne zu der Figur, die er selbst aus Schnee geformt hatte, und atmete tief durch. Vor ihm stand Klara. Als er ihr das erste Mal in die Augen geblickt hatte, war sein Herz auf und ab gehüpft.

„Sobald ich mit der Figur hier fertig bin, werde ich den beiden nachgehen“, dachte er und betrachtete sein Meisterwerk mit einem verliebten
Gesichtsausdruck. „Wen soll denn das eigentlich darstellen?“, fragte ihn nun Max und betrachtete die Schneefigur von oben bis unten. Bevor er antwortete, schaute Tom ihn an und danach die Figur: „Das ist nur ein Mädchen, das ich vor Kurzem kennengelernt habe.“ „Okay, nur ein Mädchen.“, lachte Max und boxte ihn gegen den Oberarm. „Dafür hast du sie aber verdammt gut getroffen.“ Tom wurde knallrot und stammelte: „Ehmm… ehmm…“ „Lass gut sein. Alles in Ordnung. Ich verstehe schon“, lächelte Max verschmitzt und hob den Daumen. Tom drehte sich wieder der Figur zu, um noch etwas an den Augen zu verbessern. Dann murmelte er Max zu: „Ich glaube, ich habe mich in sie verliebt…“ „Dann mal los mein Freund, du bist echt ein prima Typ! Ich drücke dir die Daumen. Und falls alles gut laufen wird, wünsche ich euch viel Glück“, antwortete Max ehrlich. Tom nickte, schluckte mehrere Male, und drückte Max an sich. So, wie das große Jungs eben machen. Dann eilte er mit schnellen Schritten hinüber zum Stand mit den Tannenbäumen.

Klara

Klara schlängelte sich durch die Tannenbäume hindurch und setzte sich auf eine Bank, die aus Eis geformt war und verschiedene Verzierungen hatte. „Die beiden vermuten bestimmt schon, was ich bin oder nicht bin…“, dachte sie und pustete sich eine hartnäckige Haarsträhne aus dem Gesicht. Der Tannenbaum vor ihr war nur einen Kopf höher als sie selbst und so strahlte so hell, dass sie ein wenig die Augen zukneifen musste. Klara schaute sich um und murmelte verträumt: »Schön ist es hier. Gefällt es Tom auch so gut hier?“ Dann zeigte sie auf einen Stein am Boden, der sofort blitzschnell aufsprang und ein Gesicht auf den Boden malte. Klara schaute erstaunt hin und ihre Wangen liefen Rot an, als sie es erkannte. Ein schneller Rundumblick, zeigte ihr, dass sie alleine war. Erneut blickte sie in das Gesicht, vor ihr am Boden, in welches sie sich erst vor
wenigen Stunden verliebt hatte… „Tom. Tom. Was soll ich bloß machen?“, flüsterte Klara dem Gesicht nachdenklich zu. Sie richtete sich auf und wischte die Wahrheit zur Seite. „Schluss mit diesen Gedanken. Ich bleibe hier noch einen Moment sitzen. Und dann gehe ich zurück zu Lino. Er macht sich bestimmt Sorgen, dass ich einfach ohne ihn gegangen bin. Das war nicht richtig von mir. Aber mich hat seine Reaktion einfach geärgert.“, dachte sie gereizt. Dann schaute sie hoch in den wolkenverhangenen Himmel, als sich auch schon die erste Schneeflocke in ihrem Haar verirrte. Klara stand auf und tanzte, bis es kräftiger zuschneien begann. Dann ging sie fröhlich lachend zu Lino zurück.

Lino

Lino saß immer noch auf der Bank und grübelte über die Frage von Klara, als es plötzlich neben ihm auf der Bank kalt wurde. Er schaute zur Seite und erschrak derart, dass er sich kurz darauf auf dem Boden wieder fand. Auf der Bank, saß ein Pinguin aus Schnee. „Ja mein Junge, du siehst richtig. Ich bin eine Schneefigur, die dein Freund Tom für dich gebaut hat.“, grinste der Schneepinguin. Lino erholte sich schnell von seinem Schrecken und fragte: „Du sagtest, Tom hätte dich für mich gebaut, und warum? Um mir einen Schrecken einzujagen? Oder wozu?“ „Warum bist du so gereizt? Tom wollte dir ein besonderes Geschenk machen. Nur für dich. Für einen besonderen Menschen.“ Lino antwortete: „Quatsch, ich bin nicht gereizt. Ich hatte mich einfach nur erschrocken. Das ist alles.“ Er schaute den Pinguin von der Seite an. „Na, lassen wir das.«. sagte er. »Mein Name ist Jimmy. Aber alle meine Freunde im Schloss nennen mich einfach nur, Jim. Und wer du bist, weiß ich ja“, meinte der Pinguin
aus Schnee lächelnd. Die beiden unterhielten sich noch eine Weile, als Tom mit einem Grinsen näher trat. Er schaute Lino abwartend an, bevor er meinte: „Wie ich sehe, hast du Jim kennengelernt. Das freut mich. Wo ist eigentlich Klara? Und wann gehen wir ins Schloss?“ Lino wollte gerade antworten, da trat Klara zwischen zwei Tannenbäumen hervor. Sie blieb überrascht stehen und beobachtete die Versammlung zunächst aus einiger Entfernung. “Hallo, du bist wahrscheinlich die, die mit dem Winter sprechen kann. Oder?“, rief ihr Jimmy zu und lächelte mit seinem sein Pinguinlächeln. „Du kannst ruhig näherkommen. Ich beiße nicht.“ Sie zögerte noch einen kurzen Moment und trat weiter vor. Tom lächelte sie strahlend an und Klara lächelte zurück. „Nun, jetzt wo wir wieder vollzählig sind, würde ich vorschlagen, dass wir ins Schloss gehen“, sagte Jim und zeigte mit einem Flügel auf die Burg Winterbrück. Lino starrte mit weiten Augen hinüber zur Burg. Tom jubelte und klatschte sich mit Jim, der einen Flügel hob, ab. Nur Klara schien sich nicht zu freuen. Sie hatte andere Sorgen, die sie plagten. Alle schauten zum Schloss und stapften los.
Immer mit dem Gedanken im Kopf, dass bald Weihnachten ist.

Schloss Winterbrück

Neben dem muschelgesäumten Weg, standen mehrere Schneepinguine und bewachten ihn. „Hey Jim, sind das deine Geschwister?“, fragte Lino den Schneepinguin, der neben ihm her watschelte. Er antwortete so leise, dass Lino sich zu ihm beugen musste: „Ja, das sind sie und sie sind sehr eifersüchtig auf mich. Ich kann ja sprechen und mit dem …“ den Rest des Satzes verstand Lino nicht. In dem Moment rauschte ein Schlitten lautstark an ihnen vorbei und blieb etwas weiter hinten stehen. Ein Junge sprang von dem Fahrzeug und kam mit schnellen Schritten auf die Gruppe zu. „Max, was machst du denn hier? Ich dachte, du bist bei den Schneefiguren?“, rief Tom dem Jungen entgegen. Der drückte Tom einen Zettel in die Hand. „Da war ich auch. Doch dann rief mich der Weihnachtsmann ins Schloss, um dir oder dem Mädchen diese Nachricht zu
geben.“ antwortete Max außer Atem. Tom reichte den Zettel an Klara weiter und sagte zu Max: „Danke für die Nachricht. Weißt du, was da drinnen steht?“ Der Junge schüttelte den Kopf und wollte etwas erwidern. Aber Lino kam ihm zuvor: „Du sagtest, der Weihnachtsmann. Also mich überrascht hier mittlerweile nichts mehr. Der lebende Beweis, dass es den Weihnachtsmann tatsächlich gibt, steht neben mir. Und er kann sprechen.“ Klara las den Brief mit strahlendem Gesicht mehrmals durch. „Auf. Auf in die Burg. Wir werden erwartet“.

Nach einigen Abzweigungen standen sie vor Schloss Winterbrück. „Wohin jetzt, oh du große Winterflüsterin?“, fragte Lino gereizt. „Also erstens heißt das nicht Winterflüsterin, sondern Wintersprecherin oder Wintergängerin. Und zweitens, klopfen wir an. So wie sich das gehört. Und dann sehen wir weiter“, erwiderte Klara gelassen. Tomm bewunderte ihre Direktheit und Gelassenheit. Er klopfte mit einem Türklopfer aus Eis, der den Kopf von Jimmy zeigte. Es geschah jedoch nichts. Das Tor blieb geschlossen. „Klopf nochmal. Aber mit deiner Faust. Das Schloss ist ja riesig. Da kann es schon sein, dass das niemand gehört hat.“, sagte Lino ungeduldig. „Dann klopf du doch!“, antwortete Tom gereizt. Klara ging diplomatisch dazwischen. „Jungs, immer mit der Ruhe, ich klopfe.“ und Lino verdrehte die Augen. Tom lächelte Klara dankbar an, während der Schneepinguin etwas abseits stand und eine Wolke, die wie ein Fisch aussah, betrachtete. Klara schaute das Tor herausfordernd an. Sie hob beide
Arme über den Kopf, murmelte etwas Unverständliches und ließ sie ruckartig nach unten fallen. Lino erschrack, als sich das Tor, wie von alleine öffnete. „Tretet ein oder wollt ihr lieber Wurzeln schlagen?“, fragte Klara mit einem Lächeln. Die beiden Jungs klappten ihren Mund zu und alle schritten durch das prächtige Eingangstor.

„Und jetzt?«, fragte Lino. »Da stehen uns acht Türen zur Auswahl. Welche sollen wir nehmen?“ Klara zeigte auf eine Tür, die nicht nur am  weitesten weg war, sondern auch eine Zeichnung hatte. Tom ging voraus, und blieb erstaunt stehen. Er sagte: „Das ist auf jeden Fall, die richtige Tür. Sie zeigt den Weihnachtsmann auf einem Schlitten, der von Rentieren gezogen wird.“ Klara machte eine Handbewegung vor ihrem Mund und sie hörten alle, ein lautes „Herein!“. Tom öffnete die Tür und sie standen in einem sehr immens großen Raum, der weihnachtlich geschmückt war. Am Boden lag Schnee und hoch oben an der Decke hingen viele Lichtkugeln, die in allen Farben leuchteten. In der Mitte des Raums, stand ein prächtiger Tannenbaum, der noch schöner war, als jene, die Lino und Klara am Verkaufsstand gesehen hatten. Neben dem Baum stand ein großer Stuhl, auf dem ein noch größerer Mann mit weißem Bart saß. Er lächelte sie freundlich an. „Ich heiße euch in meinem kleinen, aber bescheidenen Heim, willkommen“, lachte er. »Ich möchte euch gerne etwas mit auf eurem weiteren Weg geben, das ihr alle verdient habt. Ihr seid etwas ganz Besonderes.“ Der Weihnachtsmann erhob sich vom Stuhl und Lino wusste, woher er den Mann kannte. Er hatte wie eine Statue neben dem Verkaufsstand der Tannenbäume gestanden und Tom und ihn beobachtet. Nun trat er zu einem dicken Sack und hob ihn vom Boden. Dann ging zurück zum Stuhl, setzte sich wieder und nachdem er in den Beutel gegriffen hatte, sagte er leise: „Lino und mein alter Freund Jim, kommt bitte zu mir.“ Die beiden traten nach vorne und blickten ihn schauten erwartungsvoll an. „Jim, du bist bislang immer mein bester Freund gewesen. Aber ich möchte, dass du Lino ab heute begleitest und ihn bei all dem, was er in der Zukunft anstellen möge, unterstützt.“ Der Mann räusperte sich und fuhr fort. „Und ich möchte, dass du mich, deinen alten Freund, auch wieder mal besuchen kommst.« Dann zog er seine Hand in wieder
aus dem Sack und reichte Jim einen kleinen Gegenstand. „Das ist ein Kältegefäß. Trage es stets bei dir am Körper. Es wird verhindern, dass du
schmilzt.“ Jim bedankte sich und betrachtete das Geschenk. Es war ein Eiskristall, in dem sich langsam eine große Schneeflocke drehte.

„Nun zu dir Lino“, sagte der Weihnachtsmann lächelnd. »Du und Tom, ihr bekommt einen Winterrufer. Damit könnt ihr jederzeit in diese Welt und wieder zurück in die eurige springen“. Dann zog er einen fast identisch aussehenden Kristall aus dem Beutel. In dem war jedoch keine Schneeflocke, sondern die Burg zu sehen. Tom und Lino bedankten sich ebenfalls und traten zur Seite, damit Klara vortreten konnte. „Na, wen haben wir denn da?“, meinte der Mann mit dem weißen Bart und griff in den Sack. „Natürlich habe ich auch etwas für die Wintergängerin.“ Er zog langsam seine zur Faust geballte Hand aus dem Beutel. »Was meinst du, was ich hier für dich habe?“ Klara zuckte mit fragendem Gesicht die Schultern. Der Weihnachtsmann lachte und öffnete die Faust.

Zu Hause

Zurück im Sandkasten, zeigte Klara, was der Weihnachtsmann ihr geschenkt hatte. Alle drei starrten wie gebannt auf Klaras Hand. Es war ein Anhänger aus Eis in Form eines Tannenbaumes. Und in diesem war ein Bild eingebettet, das sie und Tom lächelnd vor Schloss Winterbrück zeigte. Jim murmelte: „Das ist wirklich ein sehr schönes Geschenk.“ Lino boxte seinem Freund gegen den Arm und meinte grinsend: „Ich habe es gewusst. Lege es deinem Mädchen um den Hals. Das wird ihr besser stehen, als in der Hand.“ Tom trat vor und lächelte Klara strahlend an. Er nahm die Kette, legte sie ihr um den Hals und küsste sie. Ihre beiden Freunde klatschten und sprangen vor Begeisterung in die Luft. Frau
Kellermann blickte nochmals aus dem Fenster. Sie konnte gerade noch sehen, wie das fremde Mädchen, um die Hausecke verschwand.

Ende

Wahre Freunde zu finden und die dann auch über Jahre hinweg zuhalten, ist sehr schwer. Lino und Tom sind auch nach vielen Jahren die allerbesten Freunde. Auch Klara und Jim sind ihre Freunde. Auch diese Geschichte soll Glück, Zufriedenheit, Freude, Liebe und natürlich auch andauernde Freundschaft vermitteln.

Artikel veröffentlicht am 24. Dezember 2022 auf https://martinkrefta.de/2022/12/winterbrueck

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